BÜRO DLB - IDEE-REALISATION-KOMMUNIKATION
Daniel Leutenegger, Rathausgasse 18, CH-3011 Bern, www.ch-cultura.ch

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Daniel Leutenegger
Rathausgasse 18
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Bilder mit Geschichten

 Aus der Serie YIS (Yes I Scan) © von Daniel Leutenegger

YIS 09_10_01  hausmusik 1

YIS 09_10_02  rollenspiel 1

YIS 09_10_03  rollenspiel 2

YIS_09_10_04 bambus 1

YIS 09_09_01 cabin fever

YIS 09_09_02 gestört

YIS 09_09_03  natürlich gesündlich

YIS 08_11_01  druck - bar

Geschichte:

Also denn, nun ja: Eines angenehm frühlingshaften Tages musste ich in unserem Keller dies und das aufräumen. Nach getaner Arbeit stieg ich sprichwörtlich aufgeräumt wieder empor. Kaum an der frischen Luft und in schön milchigem Sonnenschein angekommen, hörte ich einen fürchterlichen Knall, der unzweifelhaft aus dem eben besuchten Kellerlokal kam.

Nach noch kaum überwundenem Schreck wagte ich mich zittrig-gwundrig wieder die Treppe hinunter. Und siehe da: weniger als eine Sekunde nach meinem Verlassen des Ortes waren eine gusseiserne Pumpe und ein riesiger Edelstahl-Sandfilter-Kessel schlicht und heftig EXPLODIERT. Das Manometer (vgl. Bild oben, im Zentrum) wurde mit solcher Wucht weggeschleudert, dass es einen heute noch zu betrachtenden tiefen Einschlag in der Betondecke hinterliess und selber beträchtlich deformiert wurde.

So machte ich mich also erneut ans Aufräumen, diesmal auch von weit verstreuten Metallteilen, Schläuchen und allem, was eben keine Spur von niet- und nagelfest war (was ja bei dieser Wucht auch nichts genutzt hätte). Bei solcher Tätigkeit nun traf mich ein gewaltiger Stromschlag, der mich sogar zu klamm zum Zittern machte. So gut es ging, kroch ich aus dem dunklen Loch (natürlich gab’s nun auch kein Licht mehr).

Seither bewahre ich das neu designte Manometer in einer Vitrine in meinem Büro auf. Es erinnert mich immer wieder daran, dass ich an einem einzigen Tag zweimal ein neues Leben geschenkt erhalten habe.

Die Ursache der Explosion konnte nie geklärt werden. Die von mir eingeladenen Pumpen- und Kesselspezialisten, der Sanitärinstallateur und der Elektriker erlitten je auch noch einen heftigen elektrischen Zwick, wonach einer von ihnen sagte: da hinunter gehe ich NIE mehr.

Ich gehe unterdessen wieder mehrmals wöchentlich bis täglich dahin, um zu regeln und zu richten, ein- und aufzuräumen, immer aber mit Gedanken an die Endlichkeit des Lebens und an die Relativität aller Sicherheiten, die wir uns zu schaffen versuchen, an oft rein künstlichen Orten, an denen „nach menschlichem Ermessen nichts passieren wird“. Daran soll dieses Bild erinnern.

dlb

YIS 08_11_02 vierkannt-museumsschutz

Geschichte:

Nun ja, also denn: Ich war ja einmal der erste Direktor des Schweizerischen Volkskulturzentrums im Kornhaus Burgdorf. Bis kurz vor der Eröffnung besass ich nur den oben abgebildeten, mir von Architekt und Baukommission anvertrauten Vierkannt-Schlüssel, um das ganze teuer umgebaute historische Haus nach meiner täglichen und oft nächtlichen Arbeit zu schliessen, somit zu sichern und am nächsten Vormittag wieder in hoffentlich komplettem Zustand öffnen zu können.

Man muss nicht erfahrener Handwerker sein, um mögliche Risiken und Nebenwirkungen eines solchen Sicherheitsschlüssels zu erkennen. Mit dem schweren Ding in der Jackentasche und einem mulmigen Gefühl in Hirn und Bauch reiste ich oft erst spätnachts nach Hause. Immerhin waren zu der Zeit schon unzählige unersetzliche Trachten, Musikinstrumente, Phonographen, Schriften usw. usf. im alt-neuen grossen Haus untergebracht; von den noch blitzblanken bigla-Möbeln und den damals modernsten technischen Geräten inklusive einer geradezu futuristischen Telefonzentrale oder allgemein von unerwünschten nächtlichen  „Untermietern“ will ich hier gar nicht länger schreiben. Das Sicherheitssystem war sehr lange auch noch nicht in Betrieb und dann bei Inbetriebnahme erst recht fragwürdig. Einen Hausmeister, eine Art Abwart gab es erst etliche Zeit nach der Eröffnung; so putzte ich zur Krönung meines Arbeitstages oft auch Lavabos und WCs. Und so habe ich denn auch einige Nächte halb schlafend auf meinem Büroteppich (Kokos) im Kornhaus Burgdorf verbracht.

Der „Schlüssel zum Kornhaus Burgdorf“ liegt in der gleichen Vitrine wie das Manometer (vgl. oben) und mein erster Wohnungsschlüssel: es ist dies ein Schlüssel ohne jeglichen Bart (an dessen Stelle glänzt einfach ein absolut flaches Metallstück) und ich wohnte da in einer stadtbekannt berüchtigt-berühmt „verruchten“ Siedlung von Drogensüchtigen, Asylanten, Arbeitslosen, Ausgesteuerten, Rockern, „sogenannten Künstlern“und sogenannten Fremdarbeitern, deren Früchte und Gemüse und Kräuter weit über die wärmere Jahreszeit hinaus mit ihren Farben und Gerüchen und Ausläufern wohltuend durch alle Ritzen der Bruchbuden wilderten.

Da ich meine Wohnung also eigentlich gar nie „richtig“ abschliessen konnte, deponierte ich beim Eingang stets eine Hunderternote und eine gute Flasche Rotwein sowie den Zettel „Bitte bedienen – aber bitte lassen Sie meine Bücher, Bilder, LPs, Instrumente und meine Schreibmaschine hier“.

Im Gegensatz zur Geschichte des Kornhauses Burgdorf wurde ich im „Gauner-Quartier“ nie auch nur im Geringsten menschlich enttäuscht. Einmal war der Wein weg, dafür stand eine leere Bierflasche mit Depot-Guthaben auf dem Tisch, einmal lagen statt hundert noch fünfzig Franken plus eine wunderschöne Zeichnung da, einmal wurden mein Verbandszeug und das Merfen offenbar dringend benötigt, mehrmals fand ich beim Nachhausekommen Zettel vor oder hinter der Türe mit dem Inhalt „thanx“ oder „merci“ oder „mach’s guet“.

dlb

UNTERWEGS MIT DEM Cordaster Wanderzwerg Bulli Ard

Geschichte:

Anfangs der 1990er Jahre gelangte der Wanderzwerg Bulli Ard geschenkweise in unser Haus; man könnte auch sagen: der kleine Bart-Mann wurde hier ausgesetzt, resp. wieder angesiedelt wie andernorts der grosse Bart-Geier.

Dass es sich bei Bulli Ard um einen echten Cordaster Wanderzwerg handelt, stellten wir leider erst spät fest. Allzu lange fehlten uns der gebotene Respekt, die unabdingbare Umsicht und nicht zuletzt die angebrachte Dankbarkeit.

Zunächst wurde Bulli Ard von diversen Kindern, 6 Katzen und später 1 Hund durchs ganze Haus ge- und verschleppt. Immer aber tauchte er plötzlich an einem unerwarteten Ort wieder auf, - bis er längere Zeit verschollen blieb.

Vor genau einem Jahr entdeckte ich ihn schliesslich wieder, in völlig erschöpftem Zustand in einer grossen Kiste voller verstaubter Plüschtiere vor sich hin dösend und in ein murmelndes Summen versunken. Da endlich dachte ich daran, dass ein Wanderzwerg eigentlich an die frische Luft gehört. Ich öffnete einladend ausladend Türen und Fenster. Und seither also bummelt Bulli Ard bei jedem Wind und Wetter rund ums Haus und klettert auch einmal aufs Dach, auf einen Balkon, einen Fenstersims, einen Sonnenschirm oder einen Baum, in strengen Winterzeiten auch mal auf den Kaminhut, wenn er da nicht doch den Weinkeller bevorzugt.

Vor kurzem nun hat mir der Nanologe Bart Zipfel-Muetze vor-, um- und nachsichtig offenbart, dass Wanderzwerge für unsere Verhältnisse erst spät in die Pubertät kommen, was angesichts des hohen Alters, das sie erreichen können, ja auch nicht weiter erstaunlich ist. Wir müssen also damit rechnen, dass der geschätzte 95 Menschenjahre alte zwergenjunge Bulli Ard nun bald die Welt ausserhalb von Cordast entdecken will. Da werden wir also vielleicht noch einiges erleben und wohl auch auf dieser Website zu berichten haben.

Wanderzwerge aber kommen – wenn auch oft erst nach menschlich gemessenen Jahrhunderten -  immer wieder zurück an ihren Heimatort. In diesem Zusammenhang erklärte mir der weltweit für alle denkbaren Nano-Preise mehrfach nominierte Bart Zipfel-Muetze die mögliche Bedeutung des Namens Bulli Ard und der schicksalshaften Begegnungen und Zusammenhänge: Der zuoberst zipfelmützenartig bis bartmässig bewaldete Hügel, auf dem wir leben, heisst ja Bulliard, und das ergibt eine doch sehr erstaunliche Übereinstimmung mit dem Namen Bulli Ard.

Das ins vermutlich Nanogermanisch-Indokeltische transformierte „Bulli“ dürfte sich von „Bullen“ ableiten lassen - nicht von jenen beiden Sorten, an die Sie jetzt spontan denken, sondern von einer frühmittelalterlichen Urkunde oder einem ur-päpstlichen Erlass (huch!). Und „Ard“ könnte eine altwalddeutsche Form des frühstufenenglischen „heart“ (Herz) oder aber des oft dem Marktistisch-Lerninistischen zugeschriebenen „art“ (Kunst) sein. Daraus ergeben sich völlig neue Deutungsmöglichkeiten auch des Flurnamens Bulliard und damit unserer Adresse, somit unseres Wohnsitzes, ja: infolge davon des Zentrums unserer Welt.

Bart Zipfel-Muetze spekulierte sodann, „unser“ Wanderzwerg (ein Wanderzwerg gehört niemandem ausser ihm selbst und der Nanonatur) sei vielleicht der älteste Cordaster überhaupt und er könnte uns wohl noch mancherlei berichten über Orts- und Flurnamen wie Monterschu und Guschelmuth, Fineta, Lischera oder Rewall.

Wenn er nur etwas gesprächiger wäre ...

Zur Zeit spielt Bulli Ard zuoberst auf der Birke mitten in einem Herbststurm wieder sein geliebtes Örgeli und singt dem Wind ein herzhaftes „ooh-lulli-ooh-dulli“ entgegen. Und jetzt gerade, ich glaub’s ja nicht, erschallen voller mutiger Wahrheit rapartig diese Worte von der sturmgepeitschten Birke herunter: „Wer zählt die fallenden Blätter bei diesem windigen Wätter?“ In intuitiver Vorahnung sieht er schon voraus, dass bald eine neue Laub-Rechen-Aufgabe bevorsteht.

dlb / 11. Oktober 2009

zwerg

Cordaster Wanderzwerg Bulli Ard, Position 09.01.09, 09.01h

Bulli Ard freut sich zum meteorologischen Herbstbeginn 2009 über die reiche Traubenernte

INTENSIVE ERINNERUNGEN AN DIE PIONIERZEIT mit DER KULTURREDAKTION DER "BERNER ZEITUNG BZ" 1979 - 1984

 

Dres h. (Hans Hofer, rechts) und pfl. (Rolf Pfluger), Mentore fürs ganze Leben

Bild: Edouard Rieben

Geschichte:

Ja, sie begleiten mich in Gedanken noch heute: h. und pfl. und dann auch viele andere, die nicht selten hochgebildet und -begabt und mindestens eine Generation älter waren als ich als 23Jähriger Ressortchef Kultur der "Berner Zeitung BZ" wurde. Heute selber in die Jahre gekommen, sind sie mir erst recht Vorbilder, z.B. beim Umgang mit Jüngeren und Neuem.

dlb

Bilder: Michael v. Graffenried

Geschichte:

Hier oben sehen Sie mein ursprünglich traumhaftes Büro auf der "BZ"-Kulturredaktion anno 1981. Wir sorgten sechs Mal wöchentlich mit unseren Seiten für An- und Aufregung. Letztere erreichte unsererseits den Höhepunkt, als unsere Büros umgebaut wurden und wir darin gleichzeitig täglich eine bis sechs Zeitungsseiten für die "BZ" zu produzieren hatten. Wie wir das geschafft haben, bleibt ein Rätsel.

dlb

Der "Dreibeinige" kurz vor seinem bedauernswerten Ende in der Mulde

Bild: dlb

Geschichte:

Ein weiteres Mysterium: der "Dreibeinige"! In meinem Büro fanden regelmässig sogenannte "BZ-Kulturgespräche" statt. Dazu gehörte neben dem gut equipierten Kühlschrank und den im Quartier geposteten Snacks zentral eine antiquiert gemütliche Dreier-Sitzgruppe, die wir aus der Erbschaft eines früheren Verlegers übernehmen konnten. Einer der drei bequemen rotbraunen Sessel hatte allerdings nur drei Beine und verlangte von der sitzenden Person zumindest bei angeregtem Gespräch und dem Fototermin ein gewisses Balance-Talent vom Sitzen/Fallen bis zum Drink in der Hand und der Nüssli-Zufuhr in den Mund.

Seltsam: obwohl uns der Umstand stets etwas peinlich war, wählten sämtliche eingeladenen Prominenten stets mutig lächelnd den "Dreibeinigen" - von Ruedi Walter über Erich von Däniken, Polo Hofer, Sergius Golowin, Harald Naegeli, Hans Christoph v. Tavel bis zu Wolfgang Völz und internationalen Berühmtheiten.

dlb

Hausieren mit Goethe

Bild: Edouard Rieben

Geschichte:

Anfangs der 1980er war ein offenbar sehr wichtiges, medienmässig verpflichtendes Goethe-Jubiläumsdatum im Anzug und wir suchten nach Ideen, wie wir diesen bald omnipräsenten Anlass auf unsere Weise in der Zeitung feiern könnten.

Da fand ich im Berner Telefonbuch eine gewisse Petra Goethe, die uns freimütig Bericht erstattete zu ihrem Namen Goethe, zu dessen Bedeutung insgesamt in ihrer Welt und/oder der unsrigen und zu ihrer Beziehung zur Literatur ganz allgemein und insbesondere vorbildmässig mit soo einem Namen, der doch mehr auf einem lasten könnte als alles Ungelesene auf und neben dem Bett.

Sodann gingen der literaturgewaltige Dr. Hans Hofer – Bild oben – und ich mit Goethe hausieren. Im schmucken Präsentier-Köfferchen trugen wir Goethe im praktischen Reclam-Format sowie exklusiv leinengebunden mit uns herum und boten die Weltliteratur in individueller Ausstattung in bevölkerungsmässig ganz verschiedenen Quartieren zu durchaus ansprechenden Preisen an. Der Umsatz war eher mässig. Die literarischen Gespräche zwischen Tür und Angel aber waren sehr ergiebig und bleiben unvergesslich - so wie unsere diversen hausierend-pausierenden Verschnaufpausen in den jeweiligen Quartierrestaurants. Und der tags darauf abgedruckte "Hausierer-Report in Sachen Goethe" wurde gut gelesen.

dlb