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"SCHWARZES LICHT. POSITIONEN DES ERHABENEN IN DER ZEITGENÖSSISCHEN KUNST"

"SCHWARZES LICHT. POSITIONEN DES ERHABENEN IN DER ZEITGENÖSSISCHEN KUNST"

03.10.2021 Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn, ganzes Parterre: vom 9. Oktober 2021 bis am 2. Januar 2022


Bild: Francisco Sierra (*1977), O Sole Mio #2, 2016, Öl auf Leinwand, 30 x 40 cm

Mit Werken von

Julian Charrière (*1987), John Chiara (US, *1970), Fischli / Weiss (*1952 / 19462012), Michel Grillet (*1956), Simone Holliger (*1986), Sara Masüger (*1978), Victorine Müller (*1961), Karin Sander (*1957), Albrecht Schnider (*1958), Francisco Sierra (*1977), Hiroshi Sugimoto (JP, *1948) und Robert Zandvliet (NL, *1970)

Wie vermögen uns tosende Gewitter oder riesige Bergschluchten ästhetisch anzusprechen? Dies passiert über das Gefühl des Erhabenen, das in uns entsteht. Es ist bereits in der antiken Rhetorik als Stilmittel klassifiziert, findet dann aber v.a. in der Theorie und Philosophie der Ästhetik ab der Mitte des 18. Jh. in Europa durch Edmund Burke (17291797) Verbreitung. In der Kritik der reinen Vernunft (1781) von Immanuel Kant (17241804) wird das Erhabene als eine Empfindung beschrieben, die zwischen Unlust und Lust entsteht: Auf eine Unlust, weil wir uns durch die Umstände bedroht fühlen, folgt eine Lust, weil unsere Vernunft uns eine Distanzierung zu den Gefahren ermöglicht. Das Resultat ist ein "delightful horror" (Burke), ein wohliger Schauer. 

Im 20. Jahrhundert erhielt dieses Konzept durch den abstrakten Expressionisten Barnett Newman (19051970) und dessen Text "The Sublime is Now!" (1948) neue Relevanz in der bildenden Kunst.

Die Ausstellung stellt nun, ein halbes Jahrhundert nach Newmans Tod, die Frage nach dem Erhabenen in der zeitgenössischen Kunst. Von gemalten Bildern (Zandvliet) über Rauminstallationen (Masüger) bis hin zu Fotografien (Sugimoto) oder Diaprojektionen (Fischli / Weiss) wird gezeigt, dass auf das Erhabene heute zwar immer wieder Bezug genommen, dass es aber auch gebrochen oder ironisiert wird.

Neben diversen zeitgenössischen Werken sind wenige kunsthistorische Gemälde aus der Sammlung des Kunstmuseums ausgestellt, um den Wechsel der Sichtweisen über die Jahrhunderte hinweg zu zeigen. Ein wichtiges Themenfeld ist dabei die Natur. Neben einem Gewitterbild von François Diday (18021877) etwa hängt ein Gebrauchsbild von Karin Sander, auf dem sich Wind und Regen auf die rohe Leinwand eingeschrieben haben. Ein bewusster Malprozess und eine mit dem Zufall spielende Konzeptidee begegnen sich.

Auch John Chiara, der die Motivwelt des Engadins auf eindrucksvollen Camera obscura-Bilder festgehalten hat, unterläuft das erhabene Gefühl von Naturbildern, wenn er die unsauberen Ränder der Fotopapiere Teil seiner Arbeiten werden lässt.

Die auf den ersten Blick schönen, aber auch kitschig wirkenden Sonnenuntergänge mit Palmstränden von Francisco Sierra erhalten eine weitere Bedeutungsebene, wenn man erkennt, dass sie nicht fotografiert, sondern hyperrealistisch gemalt sind.

Immer wieder zeigt sich das Erhabene auch als etwas Formloses, Unbestimmtes. In den weissen Leerstellen bei Hiroshi Sugimoto oder Albrecht Schnider scheint die Potentialität des blossen Bildes auf. Besondere Aktualität erhält das Erhabene im heutigen Zeitalter des Anthropozäns, in dem sich die drastische Kehrseite der vom Menschen bedrohten Natur zeigt. Die Fotografien von Julian Charrière, Inszenierungen einer bedrohlichen, öden Eislandschaft, führen nicht nur die Fragilität des ewigen Eises, sondern auch die (wissenschaftliche) Ausleuchtung der Natur durch den Menschen eindrucksvoll vor Augen.

Robin Byland

Zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst ein umfangreiches Buch mit zwei Texten (D, 128 Seiten, CHF 32).

Kontakt:

https://www.kunstmuseum-so.ch/ausstellungen/aktuell

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