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"MOCK-UP"

"MOCK-UP"

04.09.2021 Ausstellung im S AM Schweizerischen Architekturmuseum Basel, bis am 31. Oktober 2021


Bild: David K. Ross, Caruso St.John Architects, ZSC Stadion, Zürich, 2019 (III) © David K. Ross

In der Architektur ist ein "mock-up" ein materialechtes Vorführmodell, das im originalgetreuen Massstab einen Gebäudeausschnitt wiedergibt. Dahinter steht die Absicht, die Detailausbildung eines Projektes zu verstehen, bevor mit dem eigentlichen Bau begonnen wird. Was aber, wenn Mock-ups nicht als Parallelprodukte der Architektur, sondern als eigenständige Artefakte verstanden werden, die jenseits ihrer technischen Funktion ein experimentelles oder gar poetisches Potenzial besitzen? 

Die Ausstellung "Mock-Up" zeigt die Bilderserie "Archetypes" des kanadischen Fotografen David K. Ross. Sie wird ergänzt mit Beiträgen von Herzog & de Meuron, Staufer & Hasler Architekten, iart, NEST/Gramazio Kohler Architects, baubüro in situ & Zirkular, Manuel Herz Architects und 51N4E/NEWROPE, die das Potenzial von Mock-ups auf ganz unterschiedliche Weise erschliessen und nutzen.

"Mock-Up" beschränkt sich nicht auf diese Museumsräume. Das S AM hat mit Hilfe von zahlreichen "spottern" eine Karte mit aktuellen Mock-up-Sichtungen zusammengestellt.

Gerade wenn Standardlösungen nicht zum Zug kommen, verlangt die Bauherrschaft oder das Bauamt häufig nach Überprüfung am 1:1 Modell.

Für ArchitektInnen sind Mock-ups weit mehr als Beweisobjekte, anhand deren nicht nur überzeugt und optimiert, sondern auch geforscht und innoviert wird. Es sind Schnittstellen zwischen dem Zwei- und Dreidimensionalen, zwischen Simulation und Realität, zwischen Planung und Ausführung.

Als eine Art Pseudoarchitektur werden sie auch als temporäre architektonische Sehenswürdigkeiten wahrgenommen – stolze Monumente der Risikobereitschaft, die wieder verschwinden, sobald das eigentliche Gebäude fertiggestellt wurde.

Doch welches, noch nicht ausgeschöpfte, Potenzial haben Mock-ups noch? Was passiert, wenn sie nicht als Parallelprodukte der Architektur, sondern als eigenständige Artefakte verstanden und auch als solche genutzt werden? In der Ausstellung "Mock-Up" werden solche Erkundungen und Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die Begeisterung für das Experimentieren und Simulieren wird letztlichauch auf die Museumsräume angewendet und beiläufig getestet.

Was zeigt die Ausstellung? 

Der erste Raum präsentiert die Arbeit von David K. Ross. Der kanadische Fotograf und Filmemacher ist nicht so sehr an der Architektur selbst interessiert, sondern vielmehr an dem, was "architektonisch" bedeutet. Seit 2016 thematisiert er dies im Rahmen seines Fotoprojekts "Archetypes" durch die Dokumentation zahlreicher Mock-ups. Seine Erkundungen führten ihn auch mehrmals in die Schweiz, wo in die detailgetreue und aufwändige Produktion dieser Objekte ein bedeutender Teil der Bausumme fliesst.

Normalerweise werden Mock-ups nur beiläufig, als Teil einer technischen Dokumentation, fotografiert. Ross macht sie zu künstlerischen und massstabslosen Objekten, die heroisch, aber auch traumhaft und unheimlich wirken können. Kontextlos und durch verschiedene Stützen oder Verstrebungen verankert, erinnern die Fassadenmodelle in seinen Fotografien an Bühnenbilder.

Um diese dramatische Wahrnehmung zu erreichen, hat Ross die Mock-ups nachts mithilfe von leistungsstarkem Blitzlicht erleuchtet — somit bleibt der chaotische Kontext der Baustelle in der Dunkelheit verborgen. Er selbst steigt meist auf eine Leiter, um die Objekte unverzerrt und frontal fotografieren zu können.

Diese systematischen Bestandsaufnahmen haben ein Archiv entstehen lassen, das zahlreiche namhafte Bauten aus den letzten Jahren umfasst. Im S AM wird eine Auswahl davon gezeigt, die Bilder von Mock-ups der folgenden ArchitektInnen beinhalten: Atelier Abraha Achermann, Herzog & de Meuron, Morger Partner, Gigon/Guyer, BS+EMI Architekten,Christ & Gantenbein, Boltshauser Architekten, Caruso St.John, Miller & Maranta, Valerio Olgiati, Diener & Diener, SO-IL, WJ Krone Architect und Michael Maltzan Architecture.

In den Räumen 2 bis 4 zeigt das S AM Beiträge verschiedener Architekturbüros, um ihr Verhältnis zu bzw. ihre Sichtweise auf Mock-ups zu untersuchen.

Das Mock-up als Prototyp: Anlässlich ihres 25–jährigen Bestehens schafft Novartis auf ihrem Campus in Basel ein öffentlich zugängliches Ausstellungsgebäude von Architekt Michele De Lucchi. Das Studio für mediale Architekturen iart stellt hierzu eine Null-Energie-Medienfassade her, von der ein Mock-up in der Ausstellung im S AM zu sehen ist.

Alles ist Mock-up: Beim Brandhaus II von Staufer & Hasler Architekten in Zürich-Opfikon ist die Simulation auf allen Ebenen und in jedem Massstab wieder zu finden. Das Brandhaus ist ein funktionales Mock-up: Das Übungshaus für Blaulichtorganisationen ermöglicht es, "auf Knopfdruck" ein Feuer zu entfachen und den Lösch-und Evakuierungsvorgang zu trainieren. Die Schalung wurde mit Ascheteilchen schwarz gefärbt und konnte witterungsfest mit dem Beton verbunden werden.

Das Mock-up als Werkzeug im Entwurfsprozess: Mock-ups sind ein wesentlicher Bestandteil des prozesshaften Arbeitens von Herzog & de Meuron. Die Mock-ups zum Jindong New Development Projekt wurden parallel in Basel und China bearbeitet. Dies geschah mit der Absicht, das lokale Wissen zu verstehen, innovativ zu nutzen und weiter zu entwickeln. Obwohl das originale Projekt nicht ausgeführt wurde, kam die Anwendung von gebrochenem Ziegel im Unterlinden-Museum in Colmar und einem späteren Projekt in Brasilien zum Einsatz.

Das Mock-up als Innovationsbeschleuniger: NEST ist das von Gramazio Kohler Architects entworfene modulare Forschungs- und Innovationsgebäude der Empa. In ihm werden neue Technologien, Materialien und Systeme unter realen Bedingungen getestet, erforscht, weiterentwickelt und validiert. Besonders ist, dass die Units im NEST auch zum Teil bewohnt werden,denn meistens werden Mock-ups "nur" dazu verwendet, um das Material zu testen und nicht die Nutzung. Im Rahmen der Ausstellung wird eine Nacht in der DFAB-Unit des NEST verlost werden.

Das Mock-up als re-use: Das baubüro in situ hat eine lange Geschichte, wenn es um Wiederverwendung von Baumaterialien geht. Die NEST Unit "Sprint" wurde mit einem möglichst hohen Anteil an wiederverwendetem Material gebaut –ebenso mit dem Ziel, dass sie problemlos wieder rückgebaut und die Bauteile andernorts wiederverwendet werden können. Die Verwendung von rückgebauten Teppichfliesen (aus dem Peter Merian Haus in Basel) kommt auch im S AM zum Einsatz, um eine akustische und verdunkelnde Trennung zweier Ausstellungsräume zu ermöglichen.

Das Mock-up als Suffizienz-Übung: An einem Mock-up, das zur Vermittlung bereit steht, erproben Kindergartenkinder, SchülerInnen und StudentInnenden re-use-Einsatz von Restteppichen, die nicht mehr benötigt werden und ansonsten entsorgt würden (siehe Vermittlungsprogramm).

Das Mock-up als unbeabsichtigte Architektur: Die Test-Fassade vom Tambacounda Hospital von Manuel Herz Architects im östlichen Senegal wurde spontan räumlich erweitert und als Dorfschule umgenutzt. Statt entsorgt zu werden, war das Mock-up der Ausgangspunkt, um eine autonome Architektur zu generieren. Die zwei Projekte werden in Form einer parallelen Projektion von Filmaufnahmenvon Iwan Baan vermittelt.

Erfahrung als Mock-up: Das Büro 51N4E hat in Türmen des ehemaligen WTC in Brüssel verschiedene Renovierungs- und Umnutzungsszenarien in Form von Simulationen getestet. Die Erfahrung von diesen "sozialen Mock-ups" wird auch im S AM in Zusammenarbeit mit Newrope, The Design in Dialogue Lab des Chair of Architecture & Urban Transformation der ETH Zürich, in Form von performativen Mock-ups getestet.

"Mock-Up" beschränkt sich nicht auf diese Museumsräume. Das S AM hat eine Karte mit aktuellen Mock-up-Sichtungen zusammengestellt.

Im Rahmen des geplanten "Mock-Up-Tages" am 30. Oktober 2021 wird eine Auswahl von Mock-ups, die aufgrund ihrer Grösse und ihres Gewichts nicht in der Ausstellung gezeigt werden können, zusätzlich besucht.

Noch bis am 12. September 2021 bietet das S AM Schweizerisches Architekturmuseum die Möglichkeit, den Basler Steinenberg von einem neuen Panoramapunkt aus zu entdecken. Die ehemalige Eingangsrampe der Ausstellung "Access for All" wird zur Aussichtsplattform und ermöglicht nicht nur eine einzigartige Perspektive auf die Stadt, sondern auch einen Blick in die aktuelle Ausstellung "Mock-Up".

Kurator:

Andreas Kofler

cp

Kontakt:

https://www.sam-basel.org/de/ausstellungen/aktuell

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