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"CARL AUGUST LINER - ERFINDER & POLITIKER"

"CARL AUGUST LINER - ERFINDER & POLITIKER"

05.07.2021 Ausstellung in der Kunsthalle Ziegelhütte, Appenzell, bis am 14. November 2021


Bild oben: Carl August Liner - Foto ca. 1940 © Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell

Carl August Liner (8. Juni 1871 bis 20. März 1946) war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der bedeutendste Genre- und Landschaftsmaler des Appenzellerlandes. Nach dem 1. Weltkrieg hatte der frühere Kosmopolit, der vor 1914 zwischen St.Gallen, Appenzell, Paris, Italien und München pendelte, zusammen mit anderen Künstlern und Künstlerinnen eine spezifische Form der Schweizer Heimatkunst ins Leben gerufen – naturverbunden, detailverliebt, retrospektiv und genrehaft. In seiner Wahlheimat Appenzell gestaltete er ikonische Werke, die noch heute als realitätsnahe und zugleich rückwärtsgewandte bzw. antimodernistische Schilderungen der Sitten und Gebräuche im traditionsreichen Appenzellerland gelesen werden.

Carl August Liner, der während seiner Studienzeit in München im Umfeld des Jugendstils, aber auch des deutschen Impressionismus in Kontakt mit verschiedenen Künstlerkolonien und der Werkbundbewegung gekommen war, kombinierte in seiner weiteren Laufbahn das anti-industrielle Credo "Zurück zur Natur" mit der Forderung nach einer Erneuerung des hochwertigen, mithin künstlerischen Handwerks.

Nach 1907, nach der Gründung einer "Ein-Mann-Kolonie" in Appenzell, und besonders nach dem Kriegsende 1918, als der vorher relativ freizügige Ideen- und Personenaustausch zwischen den europäischen Ländern erschwert war, wurde Carl August Liner neben der Haupttätigkeit als Maler und Zeichner auch als Landwirt, Kulturpolitiker und Erfinder tätig. In gewisser Weise versuchte er, das Ideal eines "homo universalis", der die moderne Wirklichkeit mitgestaltet, in die Realität umzusetzen.

Eine der Möglichkeiten, die Alltagswelt zu verbessern, erkannte er in der Verbesserung von mehr oder weniger täglich genutzten Produkten. Bereits ab 1901 meldete er sowohl beim kaiserlichen Patentamt in Berlin wie auch, vornehmlich nach 1918, beim Eidgenössischen Amt für Geistiges Eigentum in Bern insgesamt 15 Erfindungen an; darunter bewilligte und abgelehnte Patente für: Zahnstocherbürste (1901), Metallklammer (1907), Gefederte Wagenräder (1915), Zerlegbare Feldstaffelei (1922), Insektenfangbox (1930), Hygienisches Schuhwerk (1937) oder eine stosssichere, mehrfach verwendbare Transportkiste für Kunstwerke (1942). Sein bekanntestes, mit der Firma Rapid fast realisiertes Patent reichte er 1925 unter der Bezeichnung "Motor-Kleinmähmaschine" ein – eine Mähmaschine, mit der eine Person ohne grossen körperlichen Aufwand in hügeligem Gelände die Bergwiesen mähen könnte.

Ebenso unermüdlich setzte sich Carl August Liner, nachdem er 1913 die Ostschweizer Sektion der Gesellschaft Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA, heute visarte) mitbegründet hatte, für die Belange und die Rechte der Künstlerinnen ein – denen er offensiv eine gesellschaftlich wichtige, wenn nicht staatstragende Rolle zusprach.

In Briefen mit Bundesräten, Industriellen usw. entwickelte er die Vorstellung eines Künstlertums, das Politik, Industrie und Gesellschaft in allen ästhetischen Fragen, die er grundsätzlich auch als ethische Fragen ansah, berät. Gleichzeitig kämpfte er – gerade in jenen Jahren, als er Zentralpräsident der Schweizer GSMBA war (1928-1931) – für eine gesetzlich klar definierte Verankerung des (künstlerischen) Urheberrechts.

Die Ausstellung stellt die 15 Patente oder Projekte vor, die Carl August Liner anmeldete. Ebenso werden einige seiner kulturpolitischen Schriften sichtbar, die er an die Öffentlichkeit und an verschiedene Bundesräte adressierte. Damit beleuchtet die Ausstellung nicht nur eine aussergewöhnliche Facette des Gesamtwerks von Carl August Liner; darüber hinaus thematisiert sie am konkreten Beispiel die Rolle bzw. das Selbstverständnis des Künstlers, der Künstlerin in der modernen Gesellschaft. Die Stereotypen, die gerade in der Rezeption von Carl August Liner mit Begriffen wie "Heimatkunst", "Künstlergenie" und ähnlichem verbunden sind, werden so zur zukunftsweisenden Diskussion gestellt. 

Die Exponate – Dokumente, Fotografien, Gemälde, Zeichnungen – stammen aus dem Archiv der Heinrich Gebert Kulturstiftung. Die Ausstellung wird kuratiert von Roland Scotti.

Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Intervention des Künstlers Thomas Stüssi, der aus Appenzeller Milch "Kunststoff" (Galalith) herstellt.

Zur Ausstellung erscheint eine Auflage der "Motor-Kleinmähmaschine"; nach einer Zeichnung von Carl August Liner im 3D Druck gefertigt von prodArtis Appenzell.

hgs

Kontakt:

https://www.h-gebertka.ch/kunst/ausstellungen/ 

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Bild: Carl August Liner, Motor-Kleinmähmaschine, 1925, Bleistift auf Papier, 21x27.4cm, © Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell   

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