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ZUM TOD DER DEUTSCHEN FOTOGRAFIN EVELYN RICHTER

ZUM TOD DER DEUTSCHEN FOTOGRAFIN EVELYN RICHTER

17.10.2021 Die am 31. Januar 1930 in Bautzen geborene deutsche Fotografin Evelyn Richter (Bild) ist am 10. Oktober 2021 in Dresden gestorben. Im Museum der bildenden Künste Leipzig ist seit 2009 das Evelyn-Richter-Archiv beheimatet. Es enthält das im Sommer 2009 von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung erworbene Hauptwerk der Fotografin. Insgesamt wird ihre künstlerische Tätigkeit anhand von über 730 Fotografien dokumentiert, fast nur in schwarz-weiss. Als erste Preisträgerin erhielt Evelyn Richter 2020 den von der Stadt Düsseldorf alle zwei Jahre für ein Lebenswerk ausgelobten Bernd-und-Hilla-Becher-Preis mit 15'000 Euro.* Evelyn Richter wird zu den wichtigsten deutschen Fotografinnen ihrer Zeit gezählt; sie hat auch internationale Anerkennung gefunden.


Bild: Evelyn Richter, Selbstinszenierung, TU Dresden 1952, © Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im MdbK, https://mdbk.de/evelynrichter/

Evelyn Richter war eine der bedeutendsten, international beachteten VertreterInnen der humanistisch geprägten künstlerischen Fotografie in der DDR.

Ihr Interesse galt zeit ihres Lebens den gestalterischen und gesellschaftlichen Aufgaben der Fotografie. Das Medium war für sie ein Mittel der Geschichtswahrnehmung. Ein Bild sollte ästhetisch und formal überzeugen, Inhalte vermitteln, Emotionen auslösen und verdichten. Evelyn Richters fotografische Studien der Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer Mitmenschen konterkarierten das Selbstbild der DDR als eine vermeintlich menschlichere Gesellschaft.

"Das offizielle Klischee verlangte zu sehen, was sein sollte und nicht was real existierte", beschrieb die Fotografin die offiziellen Anforderungen. Als Lehrende an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst konnte sie in den Jahren von 1981 bis 2001 junge FotografInnen zum Sehen und Fotografieren anleiten.

Im Oktober 2020 wurde Evelyn Richters Lebenswerk mit dem Bernd und Hilla Becher-Preis der Stadt Düsseldorf gewürdigt. Viele ihrer Werke sind im kollektiven Bildgedächtnis verankert. Durch ihr umfangreiches künstlerisches Werk, das seit 2009 im Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im MdbK bewahrt, erforscht und vermittelt wird, sowie viele intensive Gespräche und gemeinsamen Reisen bleibt Evelyn Richter für uns unvergessen.

Museum der bildenden Künste Leipzig

https://www.facebook.com/mdbkleipzig/photos/a.126434974243/10159799842374244/

Dort, wo Evelyn Richter fotografiert hat, waren die Menschen müde. In den Zügen hielten sie sich, halbwegs schlafend, noch soeben aufrecht. In Maschinenhallen, nur teils zu sehen unter Tonnen schmutzigen Eisens, waren Frauen in Routinen festgefahren. Gestriegelt, die Kinder an der Hand, flanierten sie sonntags durch Museen, wo sie mit der Kunst ihrer Zeit nicht wirklich etwas anzufangen wussten. Keine Frage, dass Menschen, die diese Bilder betrachteten, sich in ihnen erkannten. Falls sie sie jemals gesehen haben.

Ulf Erdmann Ziegler

https://taz.de/Nachruf-auf-Evelyn-Richter/!5804140/

Hinter den Kulissen der Propaganda

Fotos von Richter zeigen eine Sicht, die merkwürdig verstört. Es ist darin etwas schwer Verdauliches, irgendwie anarchisch Melancholisches. Es ist die Art, wie die Kamera die Linien der Gesichter, die Mimik, die Gestik nachzeichnet: schmerzhaft zärtlich, gnadenlos.

Ingeborg Ruthe

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/nachruf-auf-fotografin-evelyn-richter-hinter-den-kulissen-der-propaganda-li.188400

Nichts als die Wahrheit

Die Fotografin Evelyn Richter war eine illusionslose Chronistin der DDR und in ihrer Arbeit eine Partisanin.

Alex Rühle

https://www.sueddeutsche.de/kultur/evelyn-richter-fotografin-ddr-1.5438707

Die Partisanin

Die Melancholie ist jeder Fotografie förmlich eingebrannt. Was aber Evelyn Richter zeitlebens mit ihren Bildern festgehalten hat, ist an Traurigkeit kaum zu überbieten. Dabei war sie keineswegs in Elendsgebieten unterwegs, sondern hat dokumentiert, was der Aufbau eines Vorzeigeprojekts hatte werden sollen: des Arbeiter- und Bauernstaats. Bei ihr indes scheint es immer nur abwärts gegangen zu sein.

Freddy Langer

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ddr-dokumentation-zum-tod-der-fotografin-evelyn-richter-17581624.html

Richter sei viel mehr als eine "Grande Dame der Fotografie" gewesen, hatte die Berliner Kunsthistorikerin Gabriele Muschter anlässlich des 90. Geburtstages im vorigen Jahr gesagt. "Eigenständig und originell, dabei voller Noblesse, unverwechselbar und dennoch den besagten Zeitgeist verkörpernd." Ihre Bilder zeigten, "dass Fotografieren nicht nur mit Bildung, sondern auch mit Herzensbildung wie der Fähigkeit zu tun hat, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen, es in seiner Andersheit zu akzeptieren".

sol / dpa

https://www.spiegel.de/panorama/leute/evelyn-richter-fotografin-des-ddr-alltagslebens-ist-tot-a-068e9b7b-1571-47ff-858e-5910c3f65e18

"Richters Gespür für den symbolischen Augenblick ist das eine. Dazu kommt, wie sie, nach teilweise langer Wartezeit, dann doch perfekt balancierte Bilder macht. Ohne viele Versuche und gleichsam aus dem Stand heraus."

Meinhard Michael, MDR KULTUR-Kunstkritiker in der artour-Sendung vom 30. Januar 2020

https://www.mdr.de/kultur/ausstellungen/evelyn-richter-fotografin-bautzen-gestorben-100.html 

Video: 

04 BB Evelyn Richter

https://vimeo.com/57590792

Nachruf auf die Ausnahmefotografin Evelyn Richter

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